Authors: Vincenzo Fuxa, Alessandra Melegatti, Dürer Project team.

Es gibt kein einziges Werk von Leonardo da Vinci, von dem man sagen könnte, dass es vollständig und endgültig verstanden ist und das nicht zu einer Vielzahl von Interpretationen und Vermutungen Anlass gegeben ist. Oft wurden sie von späteren Kritikern bestritten oder sie haben Debatten ausgelöst, die unbeantwortet geblieben sind.

Andererseits nähern sich an das Genie schlechthin, werfe man mehrere Probleme auf. Vor allem ergeben sie sich aus der Besonderheit des Künstlers aus Anchiano, dessen vielfältiges und vielseitig Talent sich in keine Kategorie einordnen lässt. Der angehende Akademiker muss über einen weites und transversales Bildungsgut verfügen, was im Widerspruch zur extrem Fachausbildung unseres System steht. Daruber hinaus haben die außergewöhnlichen Gaben, die Vasari in seinem Werk „Leben“ gepriesen hatte, einen Mythos geschürt und einen „Charakter“ geschaffen, der mit romanhaften Elementen, Stereotypen und Übertreibungen einhüllt ist, die eine Distanz zwischen ihm und dem Benutzer der Wahrheit schafft. Es gibt auch ein allgemeines Kommunicationsproblem zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit, das durch die „Wellen der Vergessenheit“ verursacht wird, die die neuen Generationen dazu bringen, die symbolischen und ikonografischen Codes früherer Epochen zu ignorieren und jene Texte zu vernachlässigen, die seit Jahrunderten in Bibliotheken aufbewahrt werden. Die Lektüre dieser Texte würde den Interpretationsschlüssel liefern der Werken überprufen.

Von oben genannten Schwierigkeiten nicht ausgenommen die Interpretation des Porträts in der Königlichen Bibliothek von Turin ist, essen Geschichte an sich einzigartig ist. Nach Leonardos Tod wurde es zusammen mit Manuskripte und Gemälde von seinem Schüler Giovanni Francesco Melzi geerbt. Nach dem Umzug in den Familiensitz in Mailand und dann nach Vaprio D’Adda, die Zeugnisse des Porträts verliert sich bald (sie wurde wahrscheinlich ohne Francescos Wissen an Bekannten weitergegeben). Im Jahr 1839 tauchte sie wieder bei dem Antiquitätenhändler Giovanni Volpato in Bassano del Grappa auf, von dem Prinz  Charles Albert of Sardinia sie kaufte.

Auf dem Blatt, das teilweise durch einen Oxidationsprozess beeinträchtigt ist, erscheint das Gesicht eines alten Mannes im  Rötelzeichnung mit Falten, Bart und langer Haare. Es stammt aus der französischen Periode, als der Künstler Gast von Franz I im Schloss Close-Lucé bei Amboise,  ist es den meistens als Selbstporträt bekannt, dank der Inschrift am unteren Rand des Blattes

Leonardus Vincius, ritratto di se stesso assai vecchio

Leonardus Vincius, Porträt von sich als altem Mann

Die rechtläufige Handschrift stimmt jedoch nicht mit der von Leonardo überein.

Die Quellen beschreiben Leonardo als Nonkonformist und so ist es nicht verwunderlich, dass er auch in Seniorenalter eine Frisur trug, die nicht der damaligen Mode entsprach. Leonardo selbst hätte sich in einer Skizze mit langen Haare gezeichnet, um die Schatten eines vom Sonnenlicht getroffenen Körpers darzustellen. Dennoch festzustellen, ob es sich bei diesem Gesicht wirklich um ein Selbstporträt handelt, muss man es mit Werken vergleichen, die es zu verschiedenen Zeiten seines Lebens verewigt haben.

Der erste Künstler, der uns ein Vollbild lieferte, war Verrocchio, der Besitzer der Werkstatt des Bargello, in der Leonardo sein Praktikum ausübt. Hier sah er sich mit einem Schüler auseinandersetzen, der talentiert als er war und er beschloss, seine Karriere als Maler zu verlassen und sich ausschließlich der Bildhauerei zu widmen. Wahrscheinlich posierte der junge Da Vinci für den David (1472 – 1475), der einen flinken und drahtigen Körper zeigt. .

Das Gesicht, das von Locken umrahmt, hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Bildnis eines Musikers (um 1485) in der Pinacoteca Ambrosiana

und mit dem des Jungen hinter dem Mathematiker Luca Pacioli auf dem rätselhaften Gemälde von Capodimonte (um 1495).

Ein zwanzigjähriger Leonardo ist auch in den Gesichtszüge des Heilige Michael mit den drei Erzengel (um 1471) in den Uffizi erkannt, dem Werk seines Werkstattkollegen Francesco Botticini.

Leonardo soll ein Selbstporträt in die Anbetung der Könige aus dem Morgenland (1482) in den Uffizi eingefügt haben, in dem er sich selbst in der dreiviertellangen Figur auf der rechten Seite verewigt hat, die aus dem Bild herausschaut.

Einige identifizieren ihn in dem Vitruvianischer Mensch (um 1490) in der Gallerie dell’Accademia in Venedig.

Das Vorhandenseit eines von rechts nach links geschriebenen Buches würde ihn auch mit Demokrit identifizieren, der neben Heraklit auf dem Gemälde von Bramante (1486) in Brera dargestellt ist.

Ein alterer Leonardo sollte in der Eigenschaft als der Philosoph Platon in  Raphaels Schule von Athen (1509 – 1511) in der Stanza della Segnatura des Vatikans wieder auftauchen.

Ein interessanter Vergleich wird eine andere autographe Zeichnung von Leonardo angeboten, ebenfalls in Hemätit ausgeführt, die unter den Anmerkungen auf einer Seite des  Codex über den Vogelflug von Carlo Pedretti identifiziert wurde. In den 1970er Jahren (aber auch kürzlich) wurde es wieder ins Rampenlicht gerückt, dank der digitalen Restaurierung durch das Team von Piero Angela der es als Selbstporträt betrachtet.

Diese These wurde jedoch von Luca Caricato, wiedersprochen, der in jener Figur, auch aufgrund der starken Ähnlichkeit mit dem berühmten Porträt von Altobello Melone, die Züge von Cesare Borgia sieht. Leonardo steht im Dienst von Cesare Borgia von zwei Jahren (1502 – 1503) und entwarf drei weitere Porträts von ihm (im Profil, Dreiviertelansicht, frontal).

In Melzis Windsor – Zeichnung erschient Leonardo im Profil, mit Bart und langen Haaren wie auf La Sanguigna in der Turiner Bibliothek. Von diesem Porträt, hätte Vasari den Stich auf der Titelseite des Kapitels der Lebenden herausbekommen getan, des ihm gewidmet ist. Laut Waldman stellt die Zeichnung in der englischen Sammlung seinen Onkel Francesco da Vinci dar, dem Leonardo verbunden ist.

Die obige Schau über die Porträts zeigt, dass die meisten Hypothesen nicht ausreichend durch schriftliche Quellen belegt sind. Die verschiedenen Vergleiche zeigen, dass die somatischen Merkmale nicht vollständig übereinstimmen, insbesondere was die Form der Nase betrifft (Konvexität des Rückens und Neigung der Spitze), ein Element, auf den Leonardo in seinen Traktat über die Malerei besondere Aufmerksamkeit richtet. Mit Genauigkeit verweilte er bei Sorten, um sie zu beschreiben und darzustellen (siehe insbesondere die Kapitel “De‘ membri e descrizione d’effigie” und “Del fare un’effigie umana in profilo dopo averlo guardato una sola volta”).

Kurz gesagt gibt es keine Gewissheit über die These des Selbstporträts. Vielleicht handelt es sich um eine Vorbereitungszeichnung für eine Figur in einem Werk, das entweder aufgrund des vorgerückten Alters und der gesundheitlichen Probleme des Künstlers (ein Schlaganfall hätte die Nutzung seiner Hand beeinträchtigt) nie ausgeführt wurde oder noch nicht identifiziert werden konnte.

Es ist unbestreitbar, dass die Zeichnung, selbst in ihren wenigen Strichten, von der großen Fähigkeit des Autors zur psychologischen Selbstbeobachtung zeugt. In der Traktat über die Malerei von Leonardo heißt es,

 dass zu zeigen, was die Figur in ihrer Seele hat

ist eine Grundvoraussetzung, um bewundernwerte Kunst zu schaffen. Vielleicht ist diese Fähigkeit eines der Geheimnisse ihres Erfolgs, dass Raum und Zeit überschreitet.

Die Kritiker hatten bisher bedacht, dass das Porträt nicht nur von vorne sichtbar ist. Es gibt eine Anamorphose die das menschliche Gesicht in eine monströse Kreatur verwandelt.

Andererseits wurden anamorphotische Realisierungen bereits Leonardo zugeschrieben, wie Baltrušaitis vor über vierzig Jahren vorschlug. Mehrere Studien, haben dies bestätigt, darunter die von Panofsky (1940) und White (1957). Verweise finden sich sowohl in der Traktat über die Malerei (“Regeln des Malers”) als auch im Codex Atlanticus, der größten und außergewöhnlichsten Sammlung von Leonardos Blätter, die bekannt ist. Es enthält Zeichnungen eines Kindergesichts und eines Auges stark entstellt (Kap 35, v.a.), die korrigiert werden können, wenn man sie aus einem verkürzten Winkel betrachtet und das Auge der rechten Seite des Blattes (etwa auf halber Höhe) platziert.

Das Originalpapier zeigt jedoch ein Präparat mit einem Bündel von Linien, die mit einer Metallspitze gezogen wurden und in der Reproduktion unsichtbar sind. Im Codex Arundel (c.62, 9r.) gibt es ein Kapitel mit dem Titel “Von der natürlichen Perspektive, gemischt mit der zufälligen Perspektive“, in dem Da Vinci erklärt, wie man diese zufällige Perspektive auf die einer natürlichen Oberfläche anwendet, so dass der Betrachter, durch die Bewegung, die Vision einer “monströsen” Figur erhält. Diese Methode war die Grundlage für die Ausführung des Drachens in Handgreiflichkeiten mit einem Löwen und eines Gemäldes mit Pferden, die aufgrund ihrer bizarren Natur das Interesse von Franz I. erregten.

Seit den ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts war die Faszination für das anamorphotische Phänomen und ganz allgemein für perspektivische Veränderungen in Italien sehr stark. Im Laufe des 16. Jahrhunderts wurde sie zu einem Gegenstand zwanghafter Studien, was durch maßgebliche Abhandlungen belegt wird. Zu diesen Abhandlungen gehören der Venezianer Daniele Barbaro, der Emilianer Jacopo Barozzi und der Mäilander Giovanni Paolo Lomazzo.

In einem Absatz von Leon Battista AlbertiDe Pictura” (Buch 1, Absatz 17) wird sogar auf die perspektivische Abweichung hingewiesen. Auch wenn der Beschreibung die wissenschaftliche Strenge fehlt, die die Abhandlungen jenseits der Alpen kennzeichnet (ein Beispiel dafür ist Dürers Beschreibung des Fensters), und sie auf einen breiteren Kenntnissen der Mathematik und Geometrie beruht, ist die Beteiligung der italienischen Künstler an der Anamorphose unbestreitbar.

It should not therefore be unsettling to learn that looking at the portrait in the Royal LiWir sollten nicht schockiert sein, wenn wir das Porträt der Königliche Bibliothek aus einem anderen Blickwindel betrachten: die Unterlippe, von der der Bart herabhängt, wird zu einer Schulter, die Vertiefung unter dem rechten Backenknochen weitet sich zu einem beunruhigend klaffenden Mund und das linke Auge verlängert sich zu einem spitzen Ohr. Die Unschärfe und die Punktierung des Papiers, letztere nicht nur aufgrund Abnutzung und Oxidation, hervorbringen einendreidimensionalen Raum.

Die flache Figur des alten Mannes verwandelt sich in ein monströses 3D-Wesen, wie in einer Proto-Animation.

Wahrscheinlich ist die These von Paola Salvi, die die zwar die anamorphe Präsenz nicht erahnt, aber behauptet, dass der Mensch in einen Spiegel blickt, nicht ganz von der Hand zu weisen. Es ist sogar möglich, dass er durch sein eigenes Spiegelbild einen Teil von sich selbst enthüllt.

Die Anamorphose erzeugt ein oxymoronisches Bild, das uns eine doppelte Persönlichkeit zeigt, einen psychisch komplexen Charakter, der an Dr. Jekyll und Mr. Hyde erinnert. Sie bringt die verbogene Natur des Individuums zum Vorschein, sein Alter Ego, das, was Freud “das Unheimliche” nannte und worüber Leonardo selbst nachdachte. Zu den Autoren der Texte, die in seiner Bibliothek aufbewahrten und von Melzi übernommenen, gehört Cecco d’Ascoli. Es ist bekannt, dass er mit Dante eine hitzige Debatte über die Beziehung zwischen Natur und Bildung geführt hat. Während für Alighieri die Erziehung in der Lage ist, den Instinkt zu zähmen, ist die Natur laut Cecco immer dazu bestimmt, hervorzutreten.

Und hier zeigt sich auch der Charakter des ernsten, in Rötel dargestellten Mannes, der ein dämonisches Aussehen annimmt. Auf diese Weise zeigte Leonardo, dass er nicht nur ein Vorläufer der Moderne war, sondern vor allem ein Mann seiner Zeit, in der der Gebrauch der Analogie, auch unter dem Einfluss der neuen philosophischen Strömungen, bestehend wurde und in der Malerei in optischen Täuschungen und Anamorphosen unterging. Für den modernen Benutzer ergibt sich daraus ein hermetisches Menschenbild, das nur durch eine synchrone Analyse seiner Pluralität verstanden werden kann.

The features taken by the face in the anamorphic distortion can be assimilated to those of Das Gesicht in der anamorphen Verzerrung ähnelt dem eines Lupus Hominarius oder eines Werwolfs, einer Figur, deren literarische Ursprünge bis zum Gilgamesch-Epik zurückreichen. Das bekannteste Beispiel aus der Klassik ist zweifellos Lykaon, dessen Geschichte von Ovid im ersten Buch seiner Metamorphosen erzählt wird: nachdem Zeus von Frevel der Menschen erfahren hat, steigt er vom Olymp auf die Erde herab und bleibt bei dem Tyrann von Arkadien. Er testet ihre Göttlichkeit, indem er ihnen die Gliedmaßen einer Geisel als Essen serviert. Entsetzt vernichtet der Göttervater das Haus und die Penaten, während [Lykaon].

territus ipse fugit nactusque silentia ruris exululat frustraque loqui conatur; ab ipso colligit os rabiem solitaeque cupidine caedis utitur in pecudes et nunc quoque sanguine gaudet. In villos abeunt vestes, in crura lacerti: fit lupus et veteris servat vestigia formae; canities eadem est, eadem violentia vultus, idem oculi lucent, eadem feritatis imago est

Metamorphosis – P. Ouidii

Übersetzung
“Der Erschrockene flieht, und als er die stille Landschaft erreicht, beginnt er zu heulen und versucht vergeblich zu sprechen; sein Mund sammelt die Wut in sich und vergießt die ihm zur Gewohnheit gewordene Lust am Schlachten an den Herden und erfreut sich noch am Blut. Seine Kleidung verwandelt sich in ein Vlies, seine Arme in Pfoten; er wird zum Wolf und behält Spuren seines früheren Aussehens bei; gelbliche Farbe ist identisch, die Grausamkeit seines Gesichts identisch; dieselben Augen blitzen bedrohlich, der Hauch von Grausamkeit unverändert“, V. 232-239).

Es ist unbestritten, dass Leonardo die Metamorphosen kannte: der Codex Trivulzianus bezeugt, dass er eine Abschrift besaß. Seine Beziehungen zu Poggio Bracciolini, einem Schriftsteller und Übersetzer lateinischer Texte, sind ebenfalls dokumentiert. Es ist daher wahrscheinlich, dass wir es mit dem Porträt des arkadischen Königs in seiner Doppelnatur zu tun haben.

Lycanthropes can be also encountered in the works of other Latin authors back in vogue dDie Figur des Werfwolfs taucht auch in anderen lateinischen Schriftstellern auf, die in der Renaissancezeit wieder zu Ruhm gelangt. Unter ihnen ragt Petronius mit seinem Satyricon heraus. In Kapitel 61 erinnert sich Nicerote, einer von Trimalchiones Gästen, in einer Rückblende an eine waghalsige nächtliche Reise, um seine Geliebte zu erreichen. Während der Reise und nach der Durchführung eines seltsamen Rituals, entpuppt sich ein Soldat als Lupus Versipellis (der Pelz wäre unter der Haut gewachsen, um im Moment der animalischen Verwandlung hervorzutreten).

et subito lupus factus est. Nolite me iocari putare; ut mentiar, nullius patrimonium tanti facio. Sed, quod coeperam dicere, postquam lupus factus est, ululare coepit et in silvas fugit

Satyricon – Petronius

Übersetzung:
„und plötzlich wird er zum Wolf. Glauben Sie nicht, dass ich spiele: nicht um alles in der Welt würde ich nicht lügen. Wie ich schon sagte, das was zum Wolf wurde, begann zu heulen und floh in den Wald“.

In seinem Manuskript “De Locis Affectis” (Buch III) bezeichnet Claudio Galeno Lykanthropie als „Speciem Malinconiae“. In seiner “Arte Medica” gibt er eine realistischere Beschreibung dieser Krankheit und verschreibt auch Heilmittel:

«Diejenigen, die von der Lupinen- oder Hundekrankheit befallen sind, verlassen im Februar nachts ihre Häuser und ahmen in allem Wölfe oder Hunde nach; bis zum Tagesanbruch ziehen sie es vor, ihre Gräber zu öffnen. Sie lassen sich jedoch an diesen Symptomen erkennen. Sie sehen blass und kränklich aus, haben trockene Augen und tränen nicht. Außerdem haben sie hohle Augen und trockene Zunge und sondern keinen Speichel ab. Sie sind durstig und ihre Schienbeine sind unheilbar wegen ständiger Stürze und Hundbisse. Es ist in der Tat gut zu wissen, dass diese Krankheit zur Gattung der Melancholie gehört: dass sie geheilt werden kann, wenn die Vene zum Zeitpunkt des Zugangs eingeschnitten und das Blut bis zum Verlust des Bewusstseins abgeleitet wird und der Kranke mit sehr saftiger Nahrung versorgt wird. Andererseits kann man sich Süßwasserbäder zu Nutze machen: so die Molke für einen Zeitraum von drei Tagen, ebenso die Reinigung mit den Colloquinta des Rufus oder Archigene oder Justus, die in Abstände wiederholt eingenommen werden. Nach den Reinigungen kann man auch Teriaca (getrocknetes Vipernfleisch) verwenden und die anderen Dinge, die bei Melancholie anzuwenden sind, wie oben bereits erwähnt».

Die Tatsache, dass Leonardo sich vom Bild des Wolfes inspirieren ließ, ist auch durch die Abneigung der westlichen Welt gegen den Wolf in einer Zeit begründet, in der der Aberglaube weitverbreitet waren und in einer Massenhysterie endetet. Die Abhandlung Malleus Maleficarum des Dominikaners Heinrick Kramer und die Aufzeichnungen über Hunderte von Todesurteile gegen Menschen beiderlei Geschlechts wegen Lykanthropie legen davon Zeugnis ab.

Dazu trugen auch geografische Entdeckungen bei, die die Figur des Wilden, des Bewohners der Neuen Welt, ins Rampenlicht rückten.
In den Berichten der Reisenden wird er als ein Wesen ohne rationale Fähigkeit beschrieben, das sich dem Menschenopfer und dem Kannibalismus verschrieben hat und weit von der Zivilisation entfernt ist, ein Wesen, das der Wildheit des Wolfes übergeordnet ist.

Juan Gines de Sepulveda, Chronist Karls V., geht in einem Disput mit Bartolomé de Las Casas so weit zu sagen, dass die Wilden wegen ihren teuflischen und unmenschlichen Art es verdienen, von den Europäern  unterworfen zu werden. Zur Unterstützung seiner These zitiert er sogar eine Stelle aus dem Buch der Sprichwörter: „Der Narr soll dem Weise dienen“. Es handelte sich eindeutig um ein System zur Rechtfertigung der Kolonisierung von der Europäer mit Hilfe von Zwang und Gewalt.

Leonardo was undoubtedly influenced by this cultural climate when he introduced the dZweifellos beeinflusst von diesem geistigen Klima, führte Leonardo das dämonische Element in das Porträt ein, in dem man auch eine Projektion seines Schöpfers lesen kann, der in einem Gefühl von Wut und Enttäuschung angefangt. Bevor er die Einlaidung von Franz I. annahm, nach Frankfurt zu ziehen, erfährt er die Ausschluss vor römischen Baustelle von S. Peter und die Schwächung der Beziehungen mit Familie De‘ Medici (unter anderem verbot Papst Leo X., weiterhin Leichen für anatomische Studien zu sezieren, eine Praxis, die ihm auch eine Anklage wegen Hexerei eingebracht hatte). In einer seiner zahlreichen Anmerkungen äußerte der Künstler, dass Familie De‘ Medici, die es geschaffen hatten, seine Zerstörung angeordnet hatten.

The genius from Vinci was able to draw upon the world of icons (mirror image of the Das Genie Da Vinci war in der Lage, die Welt der Ikonen (der Zwilling der platonischen Welt der Ideen) zu beziehen und daraus eine Figur des kollektiven Unbewusste zu herausnehmen, deren grausame Modernität und Dynamik die filmischen Darstellungsversuche des Hollywood des Goldenen Zeitalters entstellt. Der Werwolf und der Stummfilm “The Werewolf” von Henry MacRae von 1913 sind verloren gegangen. Der Kurzfilm, der von unserem Unbewussten unterdrückt wird und dennoch an der rechten Schläfe pulsiert, ist es wahres Emblem des freudianischen Craniopagus parasiticus. Nicht einmal “Der Wolfsmensch” von 1941 erreicht die perfekte Gleichzeitigkeit und doch sind die Ähnlichkeiten unendlich. Ist die Maske des Wolfmensch für die Ewigkeit? Welche ikonografischen Konvergenzen führen dazu, dass moderne Schöpfer der Spezialeffekte Leonardos Wolfmensch zu kennen, ohne ihn zu kennen?Man kann sich fragen, ob die Moderne jemals die phantastische Umsetzung des Selbstporträts von Turin erreicht oder übertroffen hat, zum Beispiel mit “Das Tier”von Joe Dantes, mit “American Warewolf” von John Landis. Leonardo könnte auch fast zum unbestrittenen König des B-Movies gekrönt werden.

Um die Aphasie zu heilen, die uns seit Jahrhunderten plagt, und sein unvergleichliches Genie voll zu genießen, können wir uns der Malerei Leonardos mit dem Wissen nähern, dass sie „die philosophischste“ aller Künste ist. Leonardos Malerei nutzt die Perspektive, um die Grenzen von Raum und Zeit zu überwinden und die Wirklichkeit in all ihren Facetten darzustellen.

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